Als Berufseinsteiger in der Pharmabranche ist gute Vorbereitung essenziell
Es ist vollbracht – das Studium der Biologie, Chemie, Pharmazie oder eines ähnlichen Studienfaches ist beendet und man hat nach jahrelangen Strapazen endlich den ersehnten Abschluss in der Tasche. Die große Frage – was will ich nun damit anfangen? – haben viele bereits durch Praktika und Studienerfahrungen klären können.
Für viele Studenten der Naturwissenschaften lohnt sich der Sprung in die Pharmabranche. Mit rund 39 Mrd. Euro Jahresumsatz im Jahr 2015 und etwa 114.000 Menschen, die Deutschlandweit beschäftigt werden, gehören die Pharma- und Healthcare-Branche zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen in Deutschland [1]. Nur zu verständlich, dass dieser attraktive Markt jedes Jahr aufs Neue viele Bewerber zum Vorstellungsgespräch bei Pharmaunternehmen wie Bayer, Boehringer Ingelheim, Roche oder Novartis lockt. Auch Pharmadienstleister unterstützen die Arzneimittel-Hersteller oft in Bereichen wie Healthcare Marketing, Healthcare Consulting oder durch Dienstleistungen, wie Callcenter-Aktivitäten („Telesales“) oder externe Pharma-Vertriebsteams.
Ist die Entscheidung der Berufswahl und die erste Hürde in Form von zahlreichen Bewerbungsschreiben erst einmal gemeistert, kommt auch schon bald die erhoffte Einladung zum Bewerbungsgespräch in den Briefkasten geflattert. Schade nur, dass die Freude über eine solche Einladung oftmals nicht lange anhält, denn bald schon machen sich neben Freude auch Panik und Unsicherheit bemerkbar.
Die Karriere in der Pharmabranche scheint zum Greifen. Dennoch finden sich einige, vor allem junge Bewerber, plötzlich mit einer völlig unbekannten Situation konfrontiert: dem Bewerbungsgespräch – beispielsweise als Pharmareferent oder Medizinprodukteberater. Das stellt viele Berufseinsteiger vor eine Menge Fragen und Herausforderungen, die es zu lösen gilt.
5 typische Fragen, die sich jeder Berufseinsteiger in den Life Sciences stellt:
Damit Sie in der Aufregung über das bevorstehende Gespräch nichts vergessen, gilt es, am Tag zuvor alles möglichst sorgfältig vorzubereiten. Stress zu vermeiden sorgt für einen möglichst reibungslosen Ablauf. Zur Vorbereitung gehören beispielsweise das Zurechtlegen der Kleidung und das Planen der Anfahrt. Gerade in der Pharmabranche gehört eine gute Planung für jeden Mitarbeiter zum Tagesgeschäft. Vom Pharmareferenten, welcher seine Termine und Anfahrtsrouten stets im Voraus planen muss, bis hin zum Marketing & Sales Manager, der alle Meetings und Kundengespräche sorgfältig organisieren muss. Um die enorme Menge an Aufgaben jederzeit im Überblick zu behalten, ist eine sorgfältige Vorbereitung der goldene Schlüssel zum Erfolg in der Healthcare-Branche.
- Was ziehe ich am besten an? Welche Kleidung ist überhaupt angemessen und üblich in der Pharmaindustrie?
- Wie komme ich zum Ort des Geschehens? Ist es besser die Bahn zu nehmen oder das Auto? Wie sieht es mit Parkmöglichkeiten aus?
- Wann sollte ich da sein und wo kann ich mich anmelden?
- Sollte ich vorher etwas essen oder trinken?
- Wie verhalte ich mich? Was darf ich fragen und welche Gesprächsthemen sollte ich unbedingt vermeiden?
In vielen Unternehmen ist es heutzutage üblich zu einem Bewerbungsgespräch in einem Anzug oder Kostüm zu erscheinen. Vor allem im Bereich des Pharmavertriebs ist ein Anzug schon beinahe ein Muss, da dieser im späteren Berufsalltag als Pharmareferent zum ständigen Begleiter wird. Allgemein sollte der Dresscode jedoch möglichst berufsspezifisch angepasst werden. Es gilt, darauf zu achten, dass die Kleidung nicht verunreinigt, durchlöchert oder gar zerrissen ist. Deshalb lohnt es sich, alles bereits am Tag zuvor herauszusuchen und genauer anzusehen. Sonst bemerkt man kurz vor der Abfahrt zum Bewerbungsgespräch oft, dass entweder etwas fehlt, defekt ist oder man womöglich die heißgeliebte Glückskrawatte verlegt hat. Eine solche Situation kann Sie als Bewerber bereits vor der Abfahrt zum Vorstellungsgespräch ziemlich aus der Bahn werfen und für zusätzliche Unsicherheit sorgen.
Um dem Bewerbungsgespräch bestmöglich folgen zu können und bereits ein paar Fragen parat zu haben, lohnt es sich, sich über das Unternehmen im Vorfeld zu informieren. Dazu können Sie die Firmen-Homepage etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei lässt sich zumindest bei den meisten Pharmadienstleistern bereits herausfinden, wie das Unternehmen aufgebaut ist und was das Unternehmen von den Bewerbern erwartet. In einigen Fällen lässt sich auch eine grobe Angabe zu der Vergütung (z.B. für Pharmareferenten & Medizinprodukteberater) und den allgemeinen Konditionen im späteren Arbeitsverhältnis in Erfahrung bringen.
Selbstbewusstes Auftreten ist der erste Schritt zum Erfolg. Eine angemessene Vorbereitung auf das Gespräch kann Ihr Selbstbewusstsein entsprechend stärken. Behalten Sie im Hinterkopf, dass es sich bei Ihren Gesprächspartnern um „ganz normale“ Menschen handelt. Diese standen elbst irgendwann einmal am Anfang ihrer Karriere im Healthcare-Markt und waren in derselben Situation, wie Sie es nun sind.
Das Vorstellungsgespräch als Pharmareferent oder Medizinprodukteberater – Nützliche Tipps und Tricks
Nun ist es soweit, der Tag der Entscheidung ist gekommen, Sie sind exzellent vorbereitet und bereit, beim Vorstellungsgespräch zu glänzen. Ist es nun ratsam, noch etwas zu essen oder vielleicht noch einen Kaffee zu trinken oder eine Zigarette zu rauchen bevor es losgeht?
Ein leerer Magen kann schnell zum unangenehmen Störfaktor werden und Sie während des Gesprächs aus dem Konzept bringen. Wollen Sie das Bewerbungsgespräch ungestört führen, so sollten Sie vorher etwas gegessen haben. Denn ist der Magen erst einmal leer, könnte er anfangen zu knurren oder andere ungewollte Geräusche von sich zugeben. Auf der anderen Seite ist es auch nicht gerade ratsam sich vorher ordentlich „vollzustopfen“. Denn wie allgemein bekannt, steigt der Insulinspiegel nach einer reichhaltigen Mahlzeit stark an. Dann richtet der Körper einen Großteil der vorhandenen Energie auf die Verdauung. Müdigkeit schleicht sich ein und die notwendige Aufmerksamkeit für das Gespräch lässt sich nur noch mühevoll aufrechterhalten.
Mit einem Kaffee und einer Zigarette versuchen viele diesem Effekt und auch der Nervosität entgegen zu wirken. Man sollte jedoch im Hinterkopf behalten, dass beides zu einem unangenehmen Geruch führen kann. Daher sind Kaffee und Zigaretten unmittelbar vor dem Bewerbungsgespräch keine gute Idee. Planen Sie diese lieber zeitlich weit vor oder nach dem Ende des Gesprächs ein. Einen Kaugummi zu kauen, um Gerüchen entgegenzuwirken, ist ein absoluter Fauxpas. In einer solchen Gesprächssituation gibt es nichts Störenderes, als intensives Kauen. Niemand sieht es gerne, wenn der Gesprächspartner nebenher auf einem Kaugummi kaut.
Um nicht direkt bei seiner Ankunft einen schlechten Eindruck zu hinterlassen, sollte man auf Pünktlichkeit achten. Daher lohnt es sich, einen Zeit-Puffer einzubauen, falls die Bahn mal wieder Verspätung hat, oder alle Parkplätze in direkter Nähe zum Unternehmen belegt sind.
Im Unternehmen angekommen, sollte das Mobiltelefon auf „Flugmodus“ gestellt oder am besten sogar ausgeschaltet werden. So können plötzliche Anrufe und störenden Vibrationsgeräusche oder Töne durch Nachrichten vermieden werden. Es ist egal, in welcher Weise das Telefon zum Störfaktor wird. Klar ist nur, dass es sowohl Sie als Bewerber, als auch Ihre Gesprächspartner aus dem Konzept bringen und so das Gespräch unnötig behindern könnte.
Ihr erster Eindruck bei Personalern aus der Healthcare- und Pharmaindustrie
Immer wieder heißt es, dass der erste Eindruck zählt. Tatsächlich ist dieser nicht zu vernachlässigen. Immerhin geht es darum, sich bei einem Bewerbungsgespräch selbst zu verkaufen und den bestmöglichen Eindruck beim Gegenüber zu hinterlassen. Wer würde schon beim Einkauf im Supermarkt gerne ein Produkt in den Korb legen, das bereits beim ersten Anblick im Regal unsympathisch wirkt. In der Pharma- und Healthcare-Branche ist das nicht anders. Wer zum Bewerbungsgespräch gut vorbereitet und motiviert erscheint, kann dadurch bereits erste Sympathiepunkte sammeln und seine Karrierechancen erheblich steigern.
Versetzten Sie sich einfach in die Lage ihres Gesprächspartners hinein und überlegen Sie sich, was Ihnen selbst unangenehm oder angenehm an Ihrem Gegenüber auffallen würde. Zu den typischen negativ konnotierten Punkten gehören, neben der Bekleidung, auch unangenehme Gerüche oder eine krumme Körperhaltung. Daher gilt es vor einem Bewerbungsgespräch freundlicherweise auf knoblauch- und zwiebelhaltige sowie stark gewürzte Speisen zu verzichten. Ebenso strahlt eine möglichst aufrechte Körperhaltung und diskreter Blickkontakt die erwünschte Selbstsicherheit aus. Körpersprache spielt eine wichtige Rolle bei der Einschätzung einer Person, die man erst seit kurzer Zeit kennt. Das Ziel sollte daher nicht sein, sich komplett zu verstellen oder eine aufgezwungene Haltung einzunehmen, sondern die eigene Persönlichkeit ins beste Licht zu rücken.
Wie verhalte ich mich vor, während und nach dem Vorstellungsgespräch?
Sie fühlen sich im Wartebereich zurückgelassen? Der Personaler wirkt gehetzt oder gereizt? Bleiben Sie verständnisvoll, höflich und freundlich, denn vielleicht sind Sie ja die Person, die den Tag der Mitarbeiter durch ein freundliches Auftreten wieder angenehmer machen kann. Dies ist Ihre Möglichkeit erste Punkte zu sammeln, da Sie nicht wissen, wessen Meinung am Ende das Sandkorn auf der Waagschale ist, wenn es darum geht ob Sie eingestellt werden oder nicht.
Bei der Begrüßung sollten allgemein zunächst die Damen mit einem freundlichen Händedruck begrüßt werden. Streckt jedoch der Chef selbst oder ein anderer Mitarbeiter Ihnen zuerst die Hand entgegen, so lassen Sie diese Person selbstverständlich nicht im Regen stehen und grüßen entsprechend zurück. Sie sollten grundsätzlich bei der Begrüßung nicht voller Aufregung mit der Tür ins Haus fallen, sondern im besten Falle abwarten bis Ihnen jemand die Hand reicht und einen Sitzplatz anbietet. Außerdem empfiehlt es sich, angebotene Getränke anzunehmen, da je nach Dauer des Gesprächs der Mund ziemlich trocken werden kann. Bei der Auswahl verzichtet man wenn möglich auf kohlensäurehaltige Getränke, um ein ungewolltes Aufstoßen zu verhindern und greift lieber auf das altbewährte stille Wasser zurück.
Eine aufrechte Sitzposition und höfliches Nicken signalisiert dem Gesprächspartner, dass Sie zuhören. Aufmerksames Zuhören ist unabdingbar, um im Nachhinein eigene Fragen stellen zu können bzw. bereits Erwähntes nicht nochmals zu wiederholen. Es gestaltet sich für alle Beteiligten am angenehmsten, wenn Sie als Bewerber auf eine deutliche Aussprache und eine angemessene Redegeschwindigkeit achten.
Wer unsicher ist, ob er sich vor lauter Aufregung alles was im Bewerbungsgespräch erwähnt wird merken kann, der kann sich natürlich einen kleinen Block für kurze Notizen mitnehmen. Dabei lassen sich unter anderem auch Anregungen für spätere Fragen an die Gesprächspartner notieren.
Auch wenn das Gespräch nicht allzu erbaulich verlaufen sein sollte, gilt es trotzdem, die Form zu wahren um einen möglichst guten letzten Eindruck zu hinterlassen.
Welche Fragen kann man bedenkenlos stellen? Was sollte man besser vermeiden? – Das Spannendste zum Schluss
Zum Schluss folgt in den meisten Fällen die berühmte Frage nach den offenen Fragen des Bewerbers. Hierzu gilt es, vorher aufmerksam zuzuhören, um Punkte zum Nachhaken zu finden und eventuell Unausgesprochenes erneut aufgreifen zu können. Gemachte Notizen können noch einmal kurz überflogen werden, um eventuelle Unklarheiten zu beseitigen oder die für Sie interessantesten Punkte aus dem Gespräch erneut anzubringen. Einfacher ist es, sich bereits im Vorfeld bei der Recherche zum Unternehmen mögliche Fragen zu überlegen. Wer die Möglichkeit nicht nutzt, um eventuelle Fragen zu stellen, kann unter Umständen ungewollt Zurückhaltung und Desinteresse ausstrahlen.
Natürlich sollte man nicht vor lauter Panik nach persönlichen Dingen, wie dem letzten Urlaubziel oder einem Thema fragen, das fernab vom Gesprächsthema liegt. Ebenso ist es nicht ratsam, außerhalb von Gehaltsverhandlungen nach dem Gehalt selbst, den Urlaubstagen und weiteren Konditionen zum Arbeitsverhältnis zu fragen. Das könnte die Motivation des Bewerbers infrage stellen.
Geeignete Fragen für das Ende eines Bewerbungsgesprächs:
- Wie sieht das weitere Vorgehen im Bewerbungsprozess aus?
- Wann ist mit einer Rückmeldung zu rechnen?
- Wie sieht die Einarbeitung aus?
- Welche Perspektiven bieten sich innerhalb des Unternehmens?
Mit all diesen kleinen Tipps und Tricks steht dem nächsten Bewerbungsgespräch in der Pharma- und Healthcare-Branche nun hoffentlich nichts mehr im Wege!
Quellenangaben:
[1] Fakten über die Pharma-Branche [2] Absolventa: Tipps zum Bewerbungsgespräch [3] Absolventa: Tipps zur Vor- und Nachbereitung [4] Absolventa: Begrüßung in der Arbeitswelt [5] Karrierebibel: Vorbereitung aufs Bewerbungsgespräch [6] Stepstone: Kleidung für das Bewerbungsgespräch